6. November 2025

Das große Comeback von Teams in den Enterprise-Suiten von Office 365 und Microsoft 365

Microsoft Teams zählt seit Langem zu den unverzichtbaren Tools für Kollaboration und Kommunikation in vielen Unternehmen. Zum 1. November 2025 hat Microsoft seine Lizenzmodelle geändert. „Mal wieder …“ ist ein häufiger erster Impuls bei jedem, der sich seit längerer Zeit mit dem Lizenzdschungel von Microsoft auseinandersetzt. Doch in diesem Fall hat Microsoft eine regelrechte Odyssee hinter sich. Warum diese Änderung erfolgt und welche Auswirkungen sie auf Unternehmen hat, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Warum ändert Microsoft das Lizenzmodell?

Microsoft Teams war lange fester Bestandteil aller Office 365- und Microsoft 365-Suiten, bis das US-amerikanische Unternehmen Slack Technologies - ein konkurrierender Anbieter von Kollaborationssoftware - am 22. Juli 2020 eine Wettbewerbsbeschwerde bei der Europäischen Kommission gegen Microsoft eingereicht hatte. Der Vorwurf: Microsoft verschaffe sich mit der Verknüpfung seines Produkts Teams mit seinen Office-Suiten einen ungerechtfertigten Vorteil gegenüber konkurrierenden Kommunikations- und Kollaborationslösungen. Die Europäische Kommission leitete am 27. Juli 2023 eine förmliche kartellrechtliche Untersuchung ein, da sie darin einen Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung gemäß Artikel 102 AEUV sah.

Microsoft hatte die Bedenken der Wettbewerbshüter aus Brüssel sehr ernst genommen und zum 1. Oktober 2023 im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) sowie in der Schweiz eine Entbündelung von Teams aus den Enterprise-Suiten von Office 365 und Microsoft 365 umgesetzt. Dadurch sollte Kunden mehr Freiheit bei der Wahl ihres Kommunikations- und Kollaborationstools geboten werden. In diesem Zusammenhang wurden neue „EWR“-Suiten ohne Teams sowie eine separate „EWR“-Einzellizenz für Teams eingeführt. Für kleine und mittelständische Unternehmen sowie Frontline-Worker standen sowohl Angebote mit als auch ohne Teams zur Verfügung.

Zwischenzeitlich wurde über den US-Wirtschaftsdienst Bloomberg unter Berufung auf Quellen aus dem Umfeld der EU-Kommission bekannt, dass die Wettbewerbsaufsicht weiterhin Bedenken habe. Zum 1. Oktober 2024 hatte Microsoft die Maßnahmen weltweit ausgeweitet, um weiteren regulatorischen Problemen vorzubeugen.

Am 12. September 2025 folgte die große Überraschung:
Die Europäische Kommission gab auf ihrer Website bekannt, dass sie Verpflichtungsangebote von Microsoft angenommen habe, um wettbewerbsrechtliche Bedenken im Zusammenhang mit der Kopplung von Teams an Office 365 und Microsoft 365 auszuräumen.

  • Microsoft bot zunächst die folgenden Verpflichtungen an:Office 365- und Microsoft 365-Pakete, die Teams nicht beinhalten, zu einem deutlich geringeren Preis anzubieten.
  • Bestehenden und langfristigen Kunden die Möglichkeit zu geben, auf Lizenzpakete ohne Teams umzusteigen.
  • Die Interoperabilität mit konkurrierenden Lösungen zu verbessern.
  • Kunden die Möglichkeit zu geben, ihre Daten aus Teams zu extrahieren und in anderen Anwendungen zu nutzen.

Die Europäische Kommission hatte die Verpflichtungsangebote von Microsoft vom 16. Mai 2025 bis zum 16. Juni 2026 einem Markttest unterzogen und alle interessierten Dritten konsultiert, um festzustellen, ob ihre wettbewerbsrechtlichen Bedenken durch diese Zusagen ausgeräumt werden können. Aufgrund der Ergebnisse änderte Microsoft die ursprünglichen Verpflichtungsangebote und sagte außerdem zu:

  • Den Preisunterschied zwischen den Office 365- und Microsoft 365-Paketen ohne Teams und den entsprechenden Paketen mit Teams um 50% zu erhöhen.
  • Auf ihren Webseiten eindeutig auf Angebote mit als auch ohne Teams hinzuweisen.
  • Die Informationen zu Interoperabilität und Datenübertragbarkeit öffentlich zugänglich zu machen.

Die Zusagen gelten 7 Jahre lang, die Interoperabilitäts- und Datenportabilitätsverpflichtungen sogar 10 Jahre. Ein Überwachungstreuhänder kontrolliert die Einhaltung und vermittelt bei Streitigkeiten zwischen Microsoft und Dritten.

Änderungen zum 1. November 2025

Seit dem 1. November 2025 bietet Microsoft sämtliche Office 365- und Microsoft 365-Suiten weltweit sowohl mit und ohne Teams an:

Microsoft 365 und Office 365-SuitenMindestpreisunterschied zwischen den Optionen mit / ohne Teams
Office 365 E3
Office 365 E5
Microsoft 365 E3
Microsoft 365 E5
8,00 € ($8,55)
Microsoft 365 Business Standard
Microsoft 365 Business Premium
Office 365 E1
3,00 € ($3,21)
Microsoft 365 Business Basic1,50 € ($1,61)
Microsoft 365 F31,00 € ($1,07)
Teams „Standalone“Mindestpreisunterschied
Microsoft Teams Enterprise
Microsoft Teams EEA
8,00 € ($8,55)
Microsoft Teams Essentials3,00 € ($3,21)

Die Preise sind weltweit einheitlich und werden in US-Dollar festgelegt; Wechselkursschwankungen des Euro bleiben hiervon unberührt.

Bestandskunden im Europäischen Wirtschaftsraum mit mehrjährigen Verträgen können für fünf Jahre ab dem Zeitpunkt der Einführung jedes Jahr zwischen Versionen mit oder ohne Teams wechseln. Beim Lizenzwechsel bleibt der bisherige prozentuale Rabatt erhalten.

Welche Auswirkungen haben die Änderungen auf Unternehmen?

Die Änderungen schaffen mehr unternehmerische Flexibilität. Wurden in der Vergangenheit andere Kommunikations- und Kollaborationstools wie Slack oder Zoom eingesetzt, können Unternehmen diese weiterhin verwenden und auf Office 365- sowie Microsoft 365-Pakete ohne Teams zurückgreifen und von günstigeren Preisen profitieren. Wird Teams nur in bestimmten Abteilungen oder von bestimmten Personen (z. B. Führungskräfte) benötigt, können ab sofort Lizenzpakete mit und ohne Teams beschafft werden. Somit sind „Mischszenarien“ besser abbildbar. Dadurch wird der Lizenzbestand transparenter, die Nutzung effizient gestaltet und die Kosten besser kontrolliert.

Die neuen Optionen führen jedoch auch zu einer komplexeren Lizenzierung. Unternehmen müssen unterschiedliche Nutzergruppen und ggfs. technische Anpassungen (z. B. bei dynamischen Gruppen in Microsoft 365) einplanen. Diese verschiedenen Anforderungen bringen mehr Abonnements, ggfs. auch unterschiedliche Laufzeiten und damit einen höheren Aufwand beim Lizenzmanagement mit sich.

Fazit

Mit der Einführung der neuen Lizenzoptionen möchte Microsoft seinen Kunden mehr Wahlmöglichkeiten bieten und regulatorischen Anforderungen gerecht werden. Unternehmen, die Microsoft Teams nicht oder nur in bestimmten Bereichen einsetzen, können ab sofort auf günstigere Lizenzpakte ohne Teams ausweichen und auch alternative Kommunikations- und Kollaborationslösungen wie Slack oder Zoom evaluieren. Die Lizenzstrategie lässt sich dadurch besser kalkulieren und optimieren. Die neuen Optionen bringen auch mehr Komplexität in das Lizenzmanagement. Eine genaue Analyse der aktuellen Nutzung von Teams im Unternehmen ist entscheidend, kann sich jedoch wirtschaftlich lohnen.